Else Jahn-Kurve: Heraus zum Fraueneishockey!
Redebeitrag der Fans des Frauenteams der Fans des Frauenteams der Eisbären Juniors Berlin beim Gedenken an Elese Jahn am 26. April 2021 in Weißensee.
Liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen,
es ist erfüllend zu sehen, dass wir heute gemeinsam auf der Straße sind, dass wir erinnern und gedenken: an dem Ort, an dem vor 76 Jahren Else Jahn in ihrem Kampf für die Befreiung Berlins von den Nazis ihr Leben ließ. Es ist so wichtig, dass das Erinnern lebendig und wach gehalten wird – dafür brauchen wir diese Kundgebung! Also: Vielen Dank an Euch für die Organisation dieser Veranstaltung!
Doch dass wir uns heute hier versammeln und einer antifaschistischen Widerstandskämpferin gedenken ist leider keine Selbstverständlichkeit in diesem Land. Zu viele Genoss*innen, die ihr Leben im Kampf gegen den Nationalsozialismus ließen, sind vergessen worden oder sind nur noch ein Name im Archiv des linken Widerstands gegen die Nazis. Um uns zu erinnern, braucht es auch die aktive Auseinandersetzung mit den Biografien der Antifaschist*innen, mit den großen sichtbaren aber auch den kleinen und indirekten Widerstandsakten. Und Else Jahn war eine, die sich bis zu Ihrem Tod vor 76 Jahren seit 25 Jahren als Kommunistin eingesetzt hatte und das auch nach 12 Jahren Faschismus aktiv getan hat!
Deshalb haben wir unsere Fankurve im Welli nach Else Jahn benannt ! So bleibt ihr Name und ihre Geschichte für uns und andere präsent. Wenn wir im Stadion stehen und für das Frauen-Team der Eisbären singen ist Else Jahn dabei. Wenn wir mit unseren Freund*innen über das letzte oder anstehende Spiel sprechen, ist ihr Name immer dabei. Wir erinnern dort in der Freude des Gemeinsam-Singens und Anfeuerns. Das mag zunächst banal klingen, dennoch scheint uns unser Alltag als Supporter, als das geeignetste Mittel, um die Erinnerung lebendig und wach zu halten.
Und natürlich wollen wir mit ihr als Namensgeberin der Fankurve an sie und ihre konkrete Geschichte, als Frau, als Antifaschistin, als Kommunistin erinnern. Aber wir wollen darüber hinaus auf diesem Wege auch all die vielen anderen Geschichten des antifaschistischen Widerstands, die nicht erzählt werden und die ein weniger heroisches Ende fanden, ehren. Außerdem kann uns der Name unserer Kurve immer wieder daran erinnern, worum es eigentlich geht: unbeugsam und unnachgiebig für das bessere Leben und gegen Menschenfeinde aufzustehen, sich für Gerchtigkeit und Freiheit ins Zeug zu legen. Und ein Kompass, dessen Nadel beharrlich auf Antifaschismus gepolt ist, kann gerade in diesen Zeiten nützlich sein, in denen Menschen im Mittelmeer ertrinken oder wenn Gesundheits-Vorsorge Leuten nicht zugestanden wird, weil das verfickte BIP zu gering ist. Wir müssen dabei zusehen, wie die Gefahr von rechts wächst. Wie alte Nazis, neue Nazis, bürgerliche Nazis, Talkshow-Nazis, wie Politiker von rechts mit Ihren Corona-Geschäften Notlagen ausnutzen – wie das Leben für Marginalisierte und für unsere Freund*innen immer unerträglicher wird. Else Jahn hat sich mit der heranrückenden Krassnaja Armija zusammen getan, um weiteres Blutvergießen zu verhindern! Und das ist angesichts von 12 Jahren Widerstand gegen den Faschismus und dem allgegenwärtigen Mitläufertum ein Akt der Solidarität und von Menschen-Freundschaft, der sich gewaschen hat!
Dieses Mal ist keine Rote Armee im Anmarsch, die uns von den braun-blauen Horden befreien könnte. Die Antwort lautet also: Selbermachen! Sich unabhängig organisieren und gemeinsam zusammenstehen! Wir als Eishockey-Fankurve wollen unsere Rolle dabei nicht übertreiben: Was wir aber versuchen, ist einen Raum mit einem klaren antifaschistischen Grundkonsens für Leute zu schaffen, die außer ihrer Begeisterung für den Sport vielleicht sonst nicht so viel gemeinsam haben. Neben der Unterstützung des Frauen-Eishockeys wollen wir damit einen offenen und solidarischen Ort kreieren, an dem man sich auch über das Spiel hinaus gemeinsam organisieren kann. Außerdem: bei all den rechten Geländegewinnen in Berlin ist unsere Kurve auf jeden Fall schon mal ein Ort, wo Faschos keinen Fuß in die Tür bekommen werden! Der Welli bleibt nazifrei.
Else Jahn kann uns mit ihrer Entschlossenheit und ihrem unnachgiebigen Widerstand ein Vorbild sein. Deshalb heißt Erinnern für uns standhaft bleiben, kämpfen und auch bei sich verdunkelndem Himmel immer auf das Gute Ende hoffen. Heute und in Zukunft!
Auf gehts: Heraus zum Fraueneishockey!
Alle zusammen gegen den Faschismus!
0 Comments