Else Jahn – antifaschistische Lotsin für die Rote Armee
Else Jahn wurde am 17. September 1901 geboren. In den 1920er Jahren wurde sie zunächst Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und dann 1924 Mitglied der KPD. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise wirkte sie aktiv für die Herstellung einer antifaschistischen Einheitsfront gegen die zunehmende faschistische Gefahr. Nach der NS-Machtübernahme ging sie in die Illegalität und wurde 1936 wegen ihren antifaschistischen Tätigkeiten von der Gestapo verhaftet. Im anschließenden Prozess erhielt sie eine Strafe von drei Jahren Zuchthaus. Nach ihrer Entlassung 1939 setzte sie ihre illegale Tätigkeit fort. Als die Rote Armee Weißensee erreichte,
nahm die illegale Widerstandsgruppe, der Else angehörte, Verbindung zu den sowjetischen Truppen auf. Else stellte sich der kämpfenden Roten Armee als Lotsin durch das Häusermeer der Großstadt zur Verfügung. Aufgrund ihrer Ortskenntnis wies sie einem Voraustrupp den Weg.
Sie stand auf einem Panzer der Roten Armee, während die sich einen Weg durch den Stadtbezirk bahnte. Beim Vorrücken in das Berliner Stadtzentrum wurde sie am 26. April 1945 bei einem Schusswechsel an der »Weißenseer Spitze« (Kreuzung Gustav-Adolf-Straße/Prenzlauer Promenade) zwischen SS-Einheiten und der Roten Armee von einer Kugel getroffen und kam so im Alter von 43 Jahren ums Leben.
Ehrungen in der DDR
Schon zur Zeit der DDR gab es Ehrungen für Else Jahn in Weißensee. Nach ihr ist eine Straße in Weißensee benannt. Zudem hängt seit 1951 mit Unterbrechung von 1991 bis 2015 eine Gedenktafel an der Berliner Allee 23. Ihr Wohnhaus (Berliner Allee 21) wurde im Krieg zerstört. Auf dem Städtischen Friedhof Weißensee (Eingang Roelckestraße 51) steht ein Gedenkstein für Else Jahn, Frieda Seidlitz und Berthold Manzke.
Die drei antifaschistischen Widerstandskämpfer:innen fanden dort zunächst in Einzelgräbern ihre letzte Ruhestätte, nun erinnert der Gedenkstein dort an sie. Ihn zu pflegen und die drei dadurch zu ehren, sollte auch weiterhin unsere Aufgabe sein!
Aktuelle Ehrungen
Am 26. April 2021 erinnerten Antifaschist*innen im Rahmen der Gedenkkampagne »Frauen im Widerstand« mit einer Kundgebung an der Weißenseer Spitze an Else Jahn. Am selben Wochenende wurde der Caligariplatz mit Schildern temporär in Else Jahn-Platz umbenannt. Auf der Kundgebung wurden Flyer verteilt, die über Else informierten und ein Mitglied der Fankurve des Frauen-Eishockeyteams der Eisbären hielt einen Gastbeitrag.
Der Fankurve des Eisbären-Frauenteams hat sich, wie es in der Ultrakultur üblich ist einen Namen gegeben und sich dabei für Else Jahn als Namensgeberin entschieden. Die Spiele des Frauenteams finden im Wellblechpalast (»Welli«) in Hohenschönhausen statt. Hier hat der EHC auch seine Ursprung. Früher gab es viele rechte Fans beim EHC, rund um die Spiele der Eisbären war Alt-Hohenschönhausen für alternative Jugendliche ein Angstraum. Nach den Spielen kam es öfters zu Pöbeleien und Übergriffen.
Antifaschistische Fans, die in Eigeninitiative Choreographien und Spruchbänder machen, erfahren von anderen Fangruppen Anfeindungen – obwohl der EHC eigentlich hinter solch Aktionen steht.
Inspiriert durch das kommerzialisierungskritische Selbstverständnis befreundeter Fangruppem in Ambir und Tel-Aviv entschlossen sich Ende 2019 antifaschistische Ultras des EHCs der O2-Arena den Rücken zu kehren und begaben sich zurück an den Ursprungsort ihres Vereins, dem Welli. Seitdem unterstützen sie das Frauen-Eishockeyteam und stellen die größte Fangruppe bei den Spielen. Dies tun sie durchaus mit der politischen Motivation, Frauen im Sport zu pushen und zu supporten, als auch den zum Nischenbereich degradierten Frauensport populärer zu machen. Ihre Fankurve haben die antifaschistischen Ultras nach Else Jahn benannt.
Wo Punks in den 90er und 00er Jahren an Heimspieltagen der Eisbären zum Teil einen Bogen um die Konrad-Wolf-Straße und das Hohenschönhauser Tor machen mussten, hallen nun im »Welli«, aber auch im Kiez drumherum antifaschistische Fangesänge.
In Erinnerung an Else Jahn gilt heute wie alle Tage:
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!
Material
Logo
Von Else Jahn gibt es kein Foto. Ein*e Teilnehmer*in der Gedenkkundgebung am 26. April 2021 hatte eine Zeichnung von Else angefertigt. Die fiktive Zeichnung, welche Else Jahn zeigt, wie sie der Roten Armee hilft, kann fortan als Piktogramm dienen. somit gibt es endlich eine bildliche Darstellung ihrer Person.
Infoflyer
Hier könnt ihr euch Infoflyer zu Else Jahn runterladen:
Flyer Vorderseite | Flyer Rückseite
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